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Algorithmus für effektives Lernen

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Algorithmus für effektives Lernen

Mit aktivem Lesen, Wiederholen und Eselsbrücken erfolgreich durchs Medizinstudium

 

Das Medizinstudium ist gefüllt mit Stunden des Lernens. Das Problem: Wann findet wirklich Lernen statt und wann nutzen Informationen unser Gehirn lediglich als Durchfahrtsstation? Hier schlagen wir euch einen einfachen Algorithmus vor, wie ihr eure Zeit effizient nutzt und euren Lernerfolg maximiert.

 

 

Das hier vorgestellte Konzept setzt auf drei essentielle Prinzipien:

Bereits beim ersten Lesen wird Lernstoff aktiv behandelt. 

Es folgen aktive Wiederholungssitzungen.

Lernresistente Inhalte werden durch Eselsbrücken verankert.

 

 

Aktives Lesen

Das Hauptproblem beim Lesen (und Lernen) ist: Häufig findet überhaupt kein Lernen statt. Wir lesen Kapitel XYZ und machen parallel unsere Notizen. Wir schreiben (oft nur scheinbar) wichtige Inhalte heraus – im schlimmsten Fall schreiben wir einfach alles ab. Dies gibt uns das nötige Gefühl der Kontrolle: Es gibt dieses Notizblatt, da habe ich festgehalten, was ich wissen muss. Hier findet jedoch kaum Lernen statt. Herausschreiben funktionert bei durchschnittlichen Medizinstudierenden auch auf Autopilot.

Die Antwort ist aktives Lesen: Du liest das Kapitel in Abschnitten. Nach jedem Abschnitt verfasst Du deine Notizen – wichtig! – ohne in den Text zu schauen. Jetzt findet wirkliches Lernen statt: Du musst aktiv wiederholen, was Du mitgenommen hast. (Zäsur: deine Notizen brauchen ein bestimmtes Format. Wir kommen am Ende des Absatzes dazu.) Zurück zu den aktiven Notizen: Ganz nebenbei findet ein essentieller Schritt statt: Mit immens hoher Wahrscheinlichkeit wirst Du dich nicht an alle Informationen aus dem Text erinnern. Jetzt heißt es, mit diesen offenen Fragen wieder an den Textabschnitt heranzutreten: Was hast Du nicht verstanden? Dir nicht gemerkt? Und wieso? Kläre jetzt die offenen Fragen und ergänze deine Notizen (wieder ohne in den Text zu schauen). Zusätzlich hast Du jetzt einen ersten Anhaltspunkt, welche Informationen für dich nicht ohne weiteres zu behalten sind – diees Informationen markierst Du in deinen Notizen oder im Text.

Zu deinen Notizen: Das Format deiner Notizen sollte so gestaltet sein, dass Du sie effektiv im nächsten Schritt beim Wiederholen nutzen kannst. Eine Option wäre ein Format mit zwei Spalten oder Karteikarten. Ziel ist, dass Du die Notizen verdecken kannst (Karteikarten-Rückseite oder zweite Spalte). Und parallel dazu brauchst Du Stichworte oder Fragen, die sich auf die Notiz beziehen, bspw.: Stichwort (Spalte 1 oder Karteikartenvorderseite): Drei Hauptsymptome der Grippe, Notiz (Spalte 2 oder Karteikartenrückseite): hohes Fieber, Appetitlosigkeit und Gliederschmerzen. 

Damit kommen wir zum nächsten Abschnitt: dem aktiven Wiederholen.

 

Zusammenfassung aktives Lesen:

  • Nie wieder werde ich direkt Notizen machen. Wirklich nie.
  • Texte in Abschnitten lesen, dann aktiv (ohne Text) zusammenfassen.
  • Mit den Lücken/Fragen wieder an den Text herantreten.
  • Lücken/Fragen markieren: vermutlich höhere Priorität beim Wiederholen.


 

Aktives Wiederholen

Die zweite Phase des Lernens ist das aktive Wiederholen. Das bedeutet, dass Du deine Notizen nicht einfach nur durchliest (nie!). Hier entsteht sonst das Vertrautheits-Bias: Die Inhalte kommen dir vertraut vor, jedoch wirst Du in Prüfungen genötigt, diese inhalte aktiv zu reproduzieren, was dann nicht mehr so gut gelingt. Die Lösung ist einfach: Wieder geht es um das aktive Reproduzieren der Inhalte. Hierzu brauchst Du Notizen bei denen Stichworte oder Überschriften den Inhalt vorgeben, der Inhalt jedoch abgedeckt werden kann. Bspw. Schlagwort: drei Hauptsymptome der Grippe. Jetzt musst Du auf die drei Begriffe kommen: Entweder laut aufsagen oder wieder aufschreiben (etwa auf einem Schmierzettel). Dies ist eine erneute Gelegenheit festzustellen, welche Fakten Du nicht ohne weiteres erinnerst. Diese Fakten solltest Du wieder als schwer erinnerbar markieren. Erst dann schaust Du dir die Notizen an. Diese Wiederholungssitzungen kannst Du mit deinen Notizen absolvieren (Zettel, analog, digital, Karteikarten), in Lerngruppen (nur wenn alle vorbereitet sind!), durch Kreuzen oder wie auch immer … hauptsache aktiv d.h. frei reproduziert.

Mit der vorgeschlagenen Methode kannst Du bereits die Spreu vom Weizen teilen: Was erinnerst Du gut, was weniger? Die Wiederholungsintervalle sollten dann immer länger werden (was nur bei langer Zeit bis zur Prüfung realistisch ist, klar). Wie aber umgehen mit Inhalten, die einfach nicht hängen bleiben wollen? Das führt uns zum dritten Schritt.

 

Zusammenfassung aktives Wiedehrolen:

  • Nie wieder werde ich meine Notizen einfach durchlesen. Never ever again.
  • Wiederholung in aktiven Formaten: Selbst reproduzieren.
  • Schwer erinnerbare Fakten markieren.


 

Fokussierte Eselsbrücken

Eselsbrücken zu bauen braucht seine Zeit. Wie bei allen Methoden ist es wichtig, nicht eine Methode über alle Inhalte zu stülpen. Das ist im Medizinstudium auch unmöglich. So viel Zeit hat keiner. Eselsbrücken sind den Fakten vorbehalten, die nicht in deinem Gedächtnis hängen bleiben. Das simple Prinzip hinter Eselsbrücken ist, dass neue Gedächtnisinhalte nur an vorhandene anknüpfen können. Wenn ein Fachterminus allzu fremd für uns ist, tut sich unser Gehirn sehr schwer damit, diesen zu behalten. Eselsbrücken helfen, im Gehirn vorhandene Anknüpfpunkte (Assoziationen) zu nutzen, um neue Inhalte im Gedächtnis zu verankern. 

In kürze: Eselsbrücken sollten idealerweise auf deinen eigenen Erfahrungsschatz zurückgreifen (bei Meditricks nutzen wir möglichst allgemeingültige Objekte/Erfahrungen). Emotional gefärbte Eselsbrücken nutzen den massiven Gedächtnisverstärker des limbischen Systems die Amygdala (siehe unser Merkbild zu Lernen und Gedächtnis), was auch heißt: je lustiger und versauter, desto besser. Und Eselsbrücken sollten einfach sein: Wenn Du zu viel Gehirnschmalz brauchst, um dich an deine Eselsbrücke zu erinnern, dann ist es keine gute. Zum Bauen von Eselsbrücken gibt es einen eigenen Artikel: Sei kein Esel – Bau 'ne Brücke!

Gerade in Biochemie (Glucose-1,6-bisphosphat etc.), in Anatomie (C3-7) und Humangenetik (Trisomie 21, 18, …) gilt es, immer wieder bestimmte Zahlen zu erinnern. Hier ist das Zahl-Formsystem eine ungeheure Hilfe, da es sehr einfach in deine Notizen und/oder Eselsbrücken integrierbar ist. Wir haben dazu einen eigenen Artikel verfasst: Artikel Zahl-Formensystem.

Kurz noch was wir von Meditricks anders machen: Unsere Merkbilder sind sogenannte Lernpaläste. Wir assoziieren nicht nur einzelne Dinge, die man nicht behält, sondern platzieren in einem klar umschriebenen Raum (dem Merkbild) alle wichtigen Inhalte zu einem Thema. Deine eigenen Eselsbrücken sollten sich auf schwer erinnerbare Fakten fokussieren. Bei uns finden sich pro Bild 20 bis zu 40 Fakten zu einem Stoffwechselweg, einem Medikament oder einer Erkrankung.  

 

Zusammenfassung fokussierte Eselsbrücken:

  • Eselsbrücken baust Du für Inhalte, die nicht im Gehirn hängen bleiben.
  • Eselsbrücken sollten einfach sein, emotional und auf deinen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
  • Nutze das Zahl-Formsystem.

 

 

Zusammenfassung

Wir haben dir hier einen Algorithmus für effektives Lernen vorgeschlagen: Aktives Lesen, aktives Wiederholen und fokussierte Eselsbrücken. Beim aktiven Lesen wird das erste Lesen bereits zur ersten Wiederholungssitzung und Du beginnst bereits damit, deine Lücken zu entdecken bzw. herauszuarbeiten, welche Inhalte eine Herausforderung für dich sind (in Summe ein eklatanter Unterschied zu: ich lese einfach mal, streiche alles an und schreibe parallel das Wichtigste heraus). Beim aktiven Wiederholen setzt sich dieses Schema fort: Inhalte werden aktiv reproduziert und was sich dabei als nicht frei erinnerbar herausstellt, wird hervorgehoben und ist erneut ein Hinweis, wo a) mehr Wiederholungen nötig sind (ggf. auch Verständnis) und b) wo Eselsbrücken hilfreich wären. Damit ergibt sich der letzte Schritt, die fokussierten Eselsbrücken. Das sind Eselsbrücken für alle Inhalte, die kompliziert oder zu abstrakt sind, als das sie einfach so im Gedächtnis verbleiben. 

 

Mit diesen drei Techniken wünschen wir dir viel Erfolg beim Lernen!

Dein

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